Evelyn Regner: Unsere Stimme im EU-Parlament

  • Evelyn Regner ©Nurith Wagner-Strauss
    „It’s a shame“
    EU-Abgeordnete Evelyn Regner im KOMPETENZ-Interview

Die Gewerkschafterin und Frauenpolitikerin Evelyn Regner wurde Mitte Juli im Europäischen Parlament zur Vorsitzenden des Frauen- und Gleichstellungsausschusses gewählt. Sie wird sich vor allem für die Schließung der Gehaltsschere und für die Rechte von LGBTIQ-Menschen einsetzen. (Kompetenz-Interview)

Evelyn Regner: Vorsitzende des Ausschusses für Frauenrechte und Gleichstellung

Gehaltsschere schließen und Rechte von LGBTIQ-Menschen stärken

Letzte Woche bin ich zur Vorsitzenden des Frauen- und Gleichstellungsausschuss im Europaparlament gewählt geworden. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wird ein Ausschuss wieder in österreichischer Hand sein. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und habe einiges vor. 

Eine meiner tiefsten Überzeugungen ist, dass Frauenpolitik und Europa zusammengehören. Ich will für ein Europa eintreten, in dem Frauen endlich alle Chancen haben. Außerdem steht für mich fest: Im 21. Jahrhundert darf es keinen Unterschied mehr machen, welches Geschlecht man hat oder wen man liebt. 

Wenn wir uns in Europa umschauen, dann sehen wir, dass Frauenpolitik heute wichtiger denn je ist. Ob in Polen oder Ungarn, in vielen EU-Staaten sind Frauenrechte wieder in Gefahr. In den letzten Jahren war das EU-Parlament der Schutzgarant für Frauenrechte im Kampf gegen den Backlash. Ich will diese Rolle weiter stärken, denn der Status quo in Sachen Gleichstellung ist alles andere als zufriedenstellend.

Eines meiner Ziele ist, dass Frauen endlich finanziell unabhängig sind. Bereits seit 1957 ist in den Verträgen der EU das Bekenntnis zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit von Frauen und Männern zu finden, die Realität sieht jedoch anders aus. Frauen verdienen im europäischen Durchschnitt immer noch um 16,3 Prozent weniger als Männer. Österreich ist mit 21,7 Prozent überhaupt eines der Schlusslichter. Geht es in einem solchen Schneckentempo weiter, wird die Lohnschere noch mindestens vierzig Jahre ein Problem sein. Außerdem sehen wir in Österreich, wie die hohe Teilzeitquote bei Frauen weibliche Altersarmut befeuert.

Die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat hier einiges versprochen. Dem müssen auch rasch Taten folgen. Ich verlange eine verbindliche EU-Gleichstellungsstrategie, einen Gesetzesvorschlag für Lohntransparenz und vollen Einsatz, um die Blockade der Mitgliedsstaaten bei der Richtlinie für Frauen in Aufsichtsräten endlich zu beenden. 

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